„Ach Quatsch, das bringt doch alles nichts“ oder „was kann ich allein schon bewirken?“ sind Sätze, die sicher jeder schon mal gesagt oder zumindest gedacht hat. Oft fällt es uns schwer etwas zu ändern, wenn wir nicht die direkten Auswirkungen oder Ergebnisse sehen.
Wir werfen die weiche Tomate weg und denken: „Naja, die eine macht ja keinen Unterschied…“ oder lassen das Wasser mal kurz laufen beim Spülen, „die paar Liter tun ja keinem weh“.
Gedanken, die jeder von uns kennt. Ein kurzer Moment der Unsicherheit, ein kurzes Zögern, aber dann vielleicht doch aus Bequemlichkeit nicht weiter darüber nachgedacht. Dabei macht gerade jeder für sich selbst den Unterschied. Jeder einzelne der umdenkt, oder zumindest Dinge ändert und in Frage stellt, ist ein Fortschritt. In deinem Kopf kannst du etwas bewirken „Be the Change that you wish to see in the World“ von Gandhi oder „Take a look at yourself and then make a change“ mein Lieblingszitat von Michael Jackson bringen es auf den Punkt!
Aber halt, bevor du losrennst in deinen hippen Galoschen, pass auf dass du nicht zum Ökoterroristen wirst! Die haben sich nämlich auf die Fahne geschrieben möglichst viele Leute mit ihrer neugewonnen Überzeugung zu nerven. Missionieren bis der Heilpraktiker kommt! Dabei reicht es doch schon, wenn jeder für sich selbst auf den Trichter kommt. Klar braucht man manchmal nen kleinen Schubser, aber die Betonung liegt klar auf „klein“ nicht auf „penetrant“! Und ja, sich selbstkompostierende Öko-Müllbeutel unter der Türe durchschieben ist penetrant!
Heutzutage ist es wohl nicht wirklich möglich in völligem Einklang mit der Natur zu leben. Und wollen wir das überhaupt? Nutzen wir nicht gerne die Errungenschaften der Technik und Wissenschaft, die oftmals so gar nicht naturkonform funktionieren? Sind es nicht auch diese Errungenschaften, die uns als Menschen erst so weit gebracht haben den Luxus zu haben über so Dinge wie Nachhaltigkeit nachzudenken? Frag mal die Menschen im Kongo oder Äthiopien wie sie ihren Müll recyceln, oder ob die Tenside in ihrem Waschmittel auch biologisch unbedenklich sind und der Thunfisch auch mit der Angel gefangen wurde. Thunfisch… was rede ich da bloß?
Mit dem Wohlstand kommt auch die Verantwortung!
Gehen wir mal davon aus, dass wir motiviert sind etwas zu ändern und auf ein paar Kleinigkeiten zu achten. Wo fangen wir an? Klar, die alten Glühfunzeln sind alle gegen neue sparsame Techno-Birnen ausgetauscht, das Fleisch gibt’s nur noch vom Metzger um die Ecke und das Gemüse regional vom Demeterhof. Müll trennen wir schon seit Jahren sehr professionell und unsere Möbel und Klamotten kaufen wir selbstverständlich am liebsten Vintage.
Aber was kann man denn noch so nebenbei tun? Was kann wirklich jeder umsetzen, ohne dafür einen riesen Aufwand zu betreiben? Und es geht hier nicht darum alles konsequent umzusetzen, sondern eher sich Schritt für Schritt heran zu trauen. Selbst neue Ideen entwickeln, sich an bestimmte Gedanken gewöhnen und herausfinden, was zu einem passt oder nicht.
Mein kleiner Beitrag zu diesem Thema lautet „Regrow from Scraps“, was so viel heißt wie „Nachzüchten aus Resten“. Da der englische Titel es viel besser und schöner auf den Punkt bringt, verwende ich ihn mal lieber als Überschrift. „Nachzüchten aus Resten“ spricht mich jetzt nicht so wirklich an…
Das Prinzip dahinter ist so simpel, dass es jeder gleich beim nächsten Kochen ausprobieren kann. Das was man sonst abschneidet und entsorgt, wird zum Beispiel einfach in ein Glas Wasser gestellt. Nach relativ kurzer Zeit, bei Lauchzwiebeln tatsächlich über Nacht, wächst das Gemüse oder das Kraut einfach nach. Man kann dann einfach immer die benötigte Menge abschneiden und den Rest weiter wachsen lassen. Dieses Prinzip funktioniert bei zahlreichen Gemüsesorten, Kräutern und Obst.
Hier mal eine Liste der interessantesten Nachzuchtmöglichkeiten:
Übriggeblieben Salatblätter, zum Beispiel die äußeren angewelkten, in ein Gefäß mit etwas Wasser stellen. Nach ein paar Tagen sollten sich dann feine Wurzelfäden bilden. Die Blätter können jetzt einfach in Erde gesteckt werden und wachsen komplett nach.
Ganz einfach geht es mit Sellerie. Einfach das Ende abschneiden und in ein mit warmen Wasser gefüllten Glas an einem hellen Standort platzieren. Nach einer Woche sollte ein deutliches Nachwachsen sichtbar sein. Den Sellerie entweder so einpflanzen, oder einfach oben abschneiden was man zum Kochen benötigt.
Genau wie beim Sellerie einfach die Wurzeln, bzw. die Enden in ein Glas mit Wasser stellen (auch auf den Bildern zu sehen) Die Lauchzwiebeln wachsen dann einfach in die Länge nach oben und man schneidet ab was man zum Kochen benötigt. Achtung: Das Wasser regelmäßig auswechseln, könnte ansonsten müffeln.
Mein Ingwer macht es mir gerade sehr leicht, denn er hat schon von ganz allein „gekeimt“. Da der Ingwer ja an sich schon eine Wurzel ist, kann man, die nicht allzu kleinen Reste, einfach in die Erde stecken. Die Ingwer-Wurzel wächst dann relativ schnell nach.
Beim Knoblauch ist es wie beim Ingwer, hier reicht eine kleine Zehe aus um eine ganze Knolle nachzuziehen. Dafür einfach wieder in einen Pott mit Erde stecken – fertig!
Wie bei Möhren, das Grün inklusive eines kleinen Stücks der Wurzel in ein Glas mit Wasser stellen. Da die Blätter der Petersilienwurzel fast wie Petersilie schmecken, hat man so eine schnell nachwachsende Kräuter-Quelle.
Ihr benötigt lediglich ein kleines Stämmchen mit einem Blattpaar, welches ihr in ein Glas Wasser stellt. Nach ein paar Wochen im indirekten Sonnenlicht, haben sich genug Wurzeln gebildet um in die Erde ausgepflanzt zu werden.
Schrumpelige Kartoffeln mit Augen, oder aber auch die Schalen mit den Augen kann man ganz einfach in einen großen Topf voller Erde stecken, oder direkt im Garten im Beet vergraben. Die Augen sollten dabei nach oben „schauen“. Es dauert dann zwar ein paar Wochen, aber pro vergrabener Kartoffel sollte man dann ein paar mehr ernten können.
Wie bereits in diesem und diesem Artikel beschrieben, kann man mit ein wenig Geduld aus Avocadokernen seine eigenen Avocadobäume züchten. Auf die Ernte muss man unter Umständen etwas länger warten.
Durchaus interessant als Gewürz, ist das Grün von Fenchel. Dafür stelle ich einfach die ganze Knolle zu einem Viertel in Wasser und kann mich regelmäßig daran bedienen.
[column size=one_half position=first ]
Außerdem können die Kerne von Kürbissen, Zitronen, Äpfeln, Tomaten, Paprika und den meisten anderen Gemüsearten und Obstsorten einfach eingepflanzt werden.
Vielleicht hast du ja jetzt Bock beim nächsten Kochen schon die Reste deiner Frühlingszwiebeln in ein Glas Wasser zu stellen?
Dann hast du einen kleinen Beitrag geleistet! Danke!
Rezepte für’s „Resteessen“ und Tipps zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen gibt es passend auf Helpling.de, die außerdem noch eine Grafik passend zum Thema Welternährungstag 2015 angefertigt haben.
Der Welternährungstag (auch Welthungertag) findet jedes Jahr am 16. Oktober statt und soll darauf aufmerksam machen, dass weltweit über eine Milliarde Menschen an Hunger leiden.
Jeden Tag sterben ca. 24.000 Menschen an Hunger und seinen Folgen, ca. 18.000 davon sind Kinder unter fünf Jahren.
[/column]
[column size=one_half position=last ][/column]
4 Comments
Lebensmittelverschwendung verhindern | Helpling Blog
15. Oktober 2015 at 17:56[…] Bei vielen Gemüsesorten bleibt ein Rest übrig, den wir meist wegschmeißen. Jeder weiß, dass wenn man einen Obstkern in Erde steckt, mit etwas Glück und Geschick eine Pflanze daraus wachsen kann. Die wenigsten wissen jedoch, dass das mit Gemüse wie Möhren, Frühlingszwiebeln und Knoblauch genauso funktioniert. Mehr über dieses spannende Thema finden Sie auf dem Blog von fraumau. […]
maze
17. Oktober 2015 at 19:26find ich sooo genial und hab ich teilweise auch schon ausprobiert 🙂
ich kenne ebenso diese gedanken… z.b. schüttet man oft gedankenlos wasser weg, das nach längerem stehen nicht mehr schmeckt. da versuche ich jetzt jedes mal dran zu denken, dass ich damit lieber die pflanzen gieße und denke mittlerweile sogut wie immer dran 🙂 nur als kleines beispiel..
ich werde auf jeden fall noch ein paar gemüsesorten und kräuter aus deiner liste abarbeiten :))
danke für diesen schönen post!
liebste grüße,
maze
fraumau
20. Oktober 2015 at 16:30Hey maze, die Sache mit dem Wasser kenne ich auch gut! Mache es nämlich genauso 😀 Alles was dann doch mal weg muss, kommt in die Planzen ^^
Alexandra
20. Oktober 2015 at 16:27Die Idee ist toll! Habe dasschon oft mit Frühlingslauch gemacht. Du hast Recht mit dem Wasser, das müffelt schnell… ^^