Ich schwitze! Nicht etwa weil es so warm ist, mir die Spätsommersonne auf den Pelz brennt, oder ich ein schweißtreibendes Power-Workout absolviere, nein, ich mache mir die Haare…!
Die Geschichte, die ich Euch jetzt erzählen möchte, kennt sicher jeder von Euch!
Eines schönen Tages, nachdem wir mal wieder unzählige Stunden unseres Lebens auf unserer Lieblings-Inspirations-Plattform Pinterest verblasen haben, finden wir sie, die schönste Frisur, die wir jemals sahen! Die schönste Frisur der Welt, ach was sage ich, des Universums! Wunderschön in Szene gesetzt, alles stimmt. Das Licht, das Modell, die Klamotten, einfach alles. Und einen kurzen Moment lang erliegen wir der Illusion, dass auch wir das genauso hinkriegen.
einen kurzen Moment lang erliegen wir der Illusion, dass auch wir das genauso hinkriegen
Der Plan steht also! Es wird der Braided Messy Ponytail. Ich gebe mich optimistisch, obwohl ich vielleicht innerlich ein bisschen zweifle. Nachdem ich alle vermeintlich benötigten Hilfsmittel und Accessoires bereitgelegt habe, schaue ich mir noch mal die Vorlage an. Hm, da werde ich ein paar Extensions brauchen, so viel ist klar! Glücklicherweise habe ich noch ein paar Clip-Ins herumliegen, zwar nicht in der richtigen Farbe, aber so ein paar hellere Akzente passen ja vielleicht sogar.
don’t be afraid of dryshampoo!
Die wichtigste Voraussetzung für alle Frisuren die irgendwie gesteckt, geflochten oder verdreht werden ist, dass die Haare NICHT frisch gewaschen sind. Diesen Fehler habe ich früher oft gemacht und beim Frisieren noch mehr geschwitzt. Am besten wascht ihr eure Haare zwei! Tage vorher! Am Tag des Experiments frischt ihr sie dann großflächig mit Trockenshampoo auf. Der ein oder andere hat damit vielleicht noch nie gearbeitet, aber es lohnt sich. Die Haare bekommen wesentlich mehr Volumen und den nötigen Griff. So, don’t be afraid of dryshampoo!
Nachdem meine Haare also trockenshampoofiziert wurden und die Ansatz leicht antoupiert habe, drehe ich sie in breiten Strähnen, etwa ab Ohrhöhe über einen großen Lockenstab. Da ich mir bereits vorher darüber im Klaren war, dass niemand so viel Haare und Volumen am Vorderkopf hat, wie man es für dieses Flechtwerk benötigen würde, lamentiere ich nicht lange rum, sondern verstecke direkt mal zwei schmale Extensions weiter vorne am Kopf, da wo der dicke und breite geflochtene Zopf anfangen soll. Bis hierhin sieht alles noch total vielversprechend aus. Ich bleibe weiterhin optimistisch!
Jetzt kommt der Teil, ab dem es kritisch wird. Entweder alles läuft super, oder ab hier verkackt man es und kann die ganze Frisur nur noch mit einer Duschknolle retten.
Ich beginne mit dem geflochtenen Zopf und merke schnell: „das wird tricky“. Entweder er ist zu dünn, oder er startet zu weit unten, oder es stehen so „Flechtschlingen“ heraus… das Übliche also – war ja zu erwarten. Ich fleddere alles wieder auseinander und widme mich dem Messy Ponytail. Als erstes mache ich einen tiefen Pferdeschwanz und gleich darüber einen weiteren, das sorgt für die Illusion eines längeren Zopfes. Ich toupiere ein bisschen und setze (zur Sicherheit) noch zwei Extensions mit rein. Weil ich Angst habe mit dem nächsten Schritt alles wieder zu versauen, fixiere ich sicherheitshalber mit drei Tonnen Haarspray.
Ich schwitze!
Ich wende mich also wieder dem seitlichen Flechtkunstwerk zu und zerstöre dabei, wer hätte das gedacht, meine sorgsam drapiertes Deckhaar… ich lasse alle Haare fallen und erlebe einen kurzen Moment der Resignation. Als ich in den Spiegel schaue, sehe ich nur Chaos, Chaos auf meinem Kopf. Das sieht nicht aus wie ein Highfashion Braided Messy Ponytail, das sieht aus wie zwei Wochen in ranziger Bettwäsche unter der Brücke geschlafen. Ihr kennt das!
…wie zwei Wochen in ranziger Bettwäsche unter der Brücke geschlafen
Ruppig, unsanft und aggro mache ich alle Gummibänder und Klammern wieder raus. Erst mal Kaffee und kurz auf die Couch. Ich denke drüber nach das Projekt „Braided Messy Ponytail“ zu canceln. Aber ich kann jetzt nicht aufgeben. Ich entschließe mich, es noch mal zu versuchen. Mit mehr Lächeln und Selbstironie – ist ja eigentlich auch ne lustige Geschichte.
Die nächsten zwei Versuche laufen ähnlich ab. Mittlerweile hält die Frisur, dank tonnenweise Haarspray, fast ohne Klammern und Gummis. Ich kann nur Lachen. Schaue schon gar nicht mehr auf die Vorlage, das macht mich nur wieder aggressiv. Dann plötzlich, hoppla hoppla, sitzt alles! Naja, mehr oder weniger. Einiges muss noch mit Haarspray und Klammern ausgebessert werden, aber alles in allem sieht es von der Seite fast so aus wie auf meiner Vorlage – Heureka! Ich bürste noch etwas Haarspray aus den Längen, damit mir der Messy Ponytail nicht wie eine Betonwand im Nacken liegt und fertig. Ich kann es kaum fassen und bin überglücklich.
wie eine Betonwand im Nacken
Aus Gründen gibt es von dieser Prozedur keine Bilder. Weder das Chaos aus Haargummis, Extensions und Haarklammern, noch mein frustriertes schwitzendes Ich waren in der Stimmung zum Fotos machen. Was ich aus der Sache gelernt habe. Alles ist irgendwie möglich, es hängt allein an deiner Bereitschaft, Zeit und Schweiß! Wenn du also von Natur aus mit dickem gut frisierbarem Haar, undendlich viel Geduld und Fleiß, einer Friseurin als Freundin oder Photoshop gesegnet bist, dann kannst du jede Frisur nachmachen.
Und falls du dir bei so einem Projekt nicht bereits alle Haare gerauft hast, versuch doch mal diesen tollen Braided Messy Ponytail, der sieht echt toll aus. Mehr Messy Hairstyles findest du auf meiner Pinterest Pinnwand!
Und für alle die sich fragen warum der Titel des Posts englisch ist: Weil sich „geflochtener unordentlicher Pferdeschwanz“ ziemlich benkackt anhört!
3 Comments
Cassidy Ann
2. Oktober 2016 at 17:36Mehr gelacht als nachgedacht ob man es selbst mal versuchen möchte bei diesem Post. Das hätte genau ich sein können. Erst total optimistisch dass man es genauso hinbekommt und dann völlig aggressiv alles wieder rausnehmen weil man keine Geduld mehr hat. Sehr geil!
Mia
2. Oktober 2016 at 18:00Die Geschichte ist so 100% ich, toll geschrieben! Und super schöne Bilder!
Alles Liebe Mia <3
Höhenrausch Sandy
2. Oktober 2016 at 18:01Oh man ja das ist immer so wenn ich Frisuren irgendwo sehe und nachmachen will, geht meistens schief. Hast du sehr schön dargestellt und regt zum schmunzeln an 🙂